Lago di Varese und Varese: Varese ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Lombardei. Östlich der Stadt Varese befindet sich der Lago di Varese. Einst war die gesamte Lombardei ein Feuchtgebiet. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde die Bodenfeuchte mit Bewässerungsanlagen reguliert, die aus der Lombardei ein fruchtbares Land machten. Von dieser uralten Besiedlungsgeschichte zeugt heute noch der Beiname Gartenstadt für Varese. Archäologen entdeckten nahe der Stadt Reste von Pfahlbauten, die auf eine vorantike Bewässerungstechnik schließen lassen. In der Hochantike geriet Varese unter die Herrschaft Roms und diente als militärischer Stützpunkt.

Über den Resten dieser Anlage befindet sich heute der Kern der Altstadt von Varese. Allmählich entstand um den Stützpunkt des damaligen Imperiums eine Dorfgemeinschaft, die erst im Mittelalter einen städtischen Charakter annahm. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Varese dem Herzogtum Mailand unterstellt, aber eine freie Gemeinde konnte sich Varese, von einer kurzzeitigen Unterbrechung abgesehen, seit dem Jahr 1765 nennen. Letztendlich erklärte der Kaiser von Österreich, Franz I., Varese 1816 offiziell zur Stadt.

Zeugen der Vergangenheit Das Sacro Monte di Varese geht auf eine gewonnene Schlacht von 1571 zurück. In Stoßgebeten flehten die Kämpfer die Heilige Jungfrau Maria an; zum Dank ihrer erhörten Fürbitten errichteten sie auf dem Monte di Varese die Gedenkstätte. Ein gepflasterter Serpentinenweg führt die Pilger unter Triumph-bögen hindurch, an Stationskapellen vorbei bis zur Hauptkapelle. In dieser stellen lebensgroße Figuren diverser Künstler das Leben Christi dar.

2003 hat die UNESCO den Pilgerkomplex zum Weltkulturerbe ernannt. Unweit des Sacro Monte di Varese befindet sich das Museum Baroffio. Dieses stellt Exponate aus Kunst und Kultur verschiedener Epochen aus. Es befinden sich darin auch Werke von Künstlern aus der Zeit der Errichtung von Sacro Monte.

Im Stadtteil Bizzozero ist die Kirche Santo Stefano zu besichtigen, eine der ältesten Sakralbauten von Varese. Ihre Grundmauern sind im 9. bis 11. Jahrhundert errichtet worden. Die internen Freskenmalereien sind jüngeren Datums und gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Vor Ort ist auch die Stadtkirche Basilica di San Vittore augenscheinlich an ihrem markanten Glockenturm, del Bernascone, zu erkennen. Sie wurde um 1600 errichtet und nimmt seither einen zentralen Platz in der Siedlung ein.

Zu den bedeutenden Zivilgebäuden gehört das Rathaus von Varese. Dies war einst der Palazzo Estense, zu dem auch das Nebengebäude Villa Mirabella und ein Schlossgarten gehören. Sie dienten der lombardischen Herrscherverwaltung als Amtssitz. Der monumentale Gebäudekomplex fand seine Grundsteinlegung im Jahr 1766. In einem weitläufigen Park steht das Castello di Masnago.

Der Bau der Festung geht auf einen Wachturm mit Wehrgebäude des 15. Jahrhunderts zurück. Zunehmend diente die Burg mehr als Amtssitz denn als Wehrbau, und schließlich wurde sie als Sommerresidenz genutzt. Letztlich ist darin ein Kunstmuseum eingerichtet worden. Darüber hinaus finden ebenda Theateraufführungen statt, deren Schwerpunkte sich auf Thematiken der Kunst beziehen.

Das Castello di Belforte gehört zu den ältesten Profanbauten von Varese. Die Burgruine steht auf einer Erhöhung einer unberührten Naturlandschaft. Die Festung fand ihre Errichtung in den Jahren 1164 bis 1175 und diente Kaiser Friedrich Barbarossa auf seinen Fahrten nach Mailand als Residenz. Teilweise ist die Burgruine wieder aufgebaut worden und wartet mit einem Restaurant und Hotel auf.

Die Gästezimmer sind im mittelalterlich romanischen Stil gehalten und vermitteln einen zeitgenössischen Eindruck. In unmittelbarerer Nähe der Burgruine befindet sich ein Sportzentrum unter anderem mit Tennisplatz und Schwimmbad. Hintergrund für diese touristischen Attraktionen ist der langjährige Zerfall des ruinösen Anwesens. Um das historische Gebäude zu retten, wurden sogar Gastunterkünfte neben den Sportmöglichkeiten offeriert.

Die Stadt Varese selbst verfügt über außergewöhnlich viele Fragmente, die eine jahrhundertealte Geschichte aufweisen. Im alten Stadtkern sind Laubengänge zu durchqueren, die Originalrelikte aus dem 17. Jahrhundert darstellen. Die Stadtbegrünung, die Laubenbögen sowie die Parkanlagen, die Varese den Zweitnamen ‚Gartenstadt‘ einbrachten, gehen harmonisch in die Naturlandschaft der Umgebung über.

Bildung, Wirtschaft und Tourismus Seit 1998 genießt Varese den Status einer Universitätsstadt. Zusammen mit der Gemeinde Como führt Varese die Universität Insubrina, eine Hochschule mit fünf Fakultäten. Weiterhin kooperiert die Hochschule mit denen von Pavia und Mailand. Varese verfügt zudem über eine Europäische Schule. Dieses Lehrinstitut unterrichtet Kinder bis zum 18. Lebensjahr in den verschiedenen europäischen Sprachen. Varese war in ihrer früheren Geschichte auf die Verarbeitung von Metall, Leder und Textilien konzentriert. Jüngst haben sich die Motorradherstellung sowie Luftfahrt- und Elektroindustrie auf dem Wirtschaftsmarkt etabliert.

Varese ist ein Produktionsherd für Flugzeuge, Hubschrauber, Motorräder und Elektrogeräte, vornehmlich für Haushalte sowie Hotelanlagen. Die Nähe zum Lago di Varese führte zur Errichtung von Gastunterkünften in den Stadtbezirken, an den Ufern des Sees sowie auf den grünen Gipfeln der abgeflachten Berge. Restaurants und Hotels profitieren von der malerischen Aussicht und von dem geschichtsträchtigen Hintergrund der Stadt. Die beiden Flughäfen von Varese und der nur 20 km entfernte internationale Airport von Mailand machen die relativ kleine Stadt am See zu einem beliebten Ausflugsziel für Kurztrips, Erholungswochenenden und für alle, die dem Trubel in der Modemetropole Mailand entfliehen möchten. Sie genießen gemütliche Einkaufsbummel in der begrünten Altstadt.

Der Lago di Varese – Lage und Entstehung Am östlichen Stadtrand von Varese neigt sich die Landschaft und führt direkt zum Westufer des Sees Lago di Varese. Der See ist vor 15 000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit entstanden, als sich die Senke zwischen den umliegenden Bergen mit Schmelzwasser füllte. Die zahlreichen landschaftlichen Vertiefungen des benachbarten Geländes wurden ebenfalls Auffangbecken für die schmelzenden Eismassen und hinterließen eine Reihe von Gewässern.

Der Lago di Varese weist eine Oberflächenabmessung von annähernd 15 km² auf und besitzt eine Maximaltiefe von 26 m. In Ufernähe, kaum merklich, ist eine winzige Insel vorzufinden, die Isolino Virginia. Südöstlich des Lago di Varese befinden sich zwei kleine Nebenseen, Lago di Comabbio und Lago di Monate. Östlich des Hauptsees mit seinen Nebengewässern befindet sich der Lago Maggiore. Das im Norden angrenzende Bergmassiv, darunter der 1226 m hohe Campo dei Fiori sowie der 883 m hohe Sacro Monte mit seinem Pilgerweg, läuft in Richtung See aus und lässt im Hintergrund die Schweizer Alpen mit ihren verschneiten Gipfeln erkennen. Im Lago di Varese liegt in Ufernähe die bereits erwähnte Insel des Sees namens Isolino Virginia.

Auf diesem Kleinod sind aus dem Neolithikum Pfahlbauten erhalten geblieben. Archäologen fanden neben Schmuckstücken und Werkzeugen weitere Alltagsgegenstände aus jener Epoche. Die Insel ist mit einer Fähre zu erreichen. Auf der Insel ist ein archäologisches Museum untergebracht. Die Exponate des Museums veranschaulichen die Jahrtausende alte Besiedlungsgeschichte von Varese. Zur Einkehr und zum Rasten ist das Restaurant des Museums aufzusuchen.

Die Naturlandschaft des Lago di Varese Die Landschaft um den See hat sich seit dem Ende der letzten Eiszeit kaum verändert. Gegenwärtig lässt sich immer noch ein Bild davon machen, wie es am See vor 15.000 Jahren ausgesehen haben muss. Kleine Wege am Südufer des Sees führen zur Riserva Naturale della Palude Brabbia. Diese Pfade führen an eine nicht von Menschenhand regulierte wilde Vegetation vorbei und bringen die Wanderer zu einem Sumpfgebiet, bis sie schließlich an das Seeufer gelangen, das dicht mit Schilf bewachsen ist. Über das Schilfdickicht hinweg eröffnen sich den Blicken der Betrachter weite Teppiche von Wasserkastanien und ausgedehnte Seerosenfelder über der Wasseroberfläche. Im Neolithikum war der See wegen seines Fischreichtums und der vielen Vogelarten ein Anziehungspunkt für Siedler.

Die vielen Gastunterkünfte an den Ufern des Lago di Varese achten seit längerem darauf, dass ihre Betriebe umweltfreundlich geführt werden. Die Industrien von Varese trachten ihrerseits darauf, den See sauber zu halten. Für den Wassersport, darunter Segeln, Rudern und Fischen, ist der See freigegeben. Unter bestimmten Berücksichtigungen ist auch die Profifischerei erlaubt. Mit diesen Maßnahmen hat sich die Fauna und Flora den See zurück.

Naturfreunde machen besonders gerne im Frühling und im Herbst Urlaub am Lago di Varese, denn der See ist eine beliebte Raststation für Zugvögel. Auf dem Weg in den Süden und auf ihrem Rückflug sind sie zu Tausenden zu beobachten. Damit die Tiere sich nicht gestört fühlen, werden die Beobachtungstrips an Bord eines Bootes unternommen, das nach ökologischen Aspekten professionell vorgeht und von einem Schutzverband organisiert wird. Durch die behutsame Vorgehensweise des Bootes werden die Tiere nicht verscheucht und sind deshalb aus unmittelbarer Nähe zu beobachten. Nicht nur auf, sondern auch um den See werden regelmäßig Beobachtungen unternommen. Wanderungen und Radtouren führen in sechs Etappen um den See, bei denen die Fauna und Flora den Teilnehmern nähergebracht wird. Der Rad- und Fußweg dient nicht nur geschlossenen Gruppen unter einer Führung, er kann auch individuell genutzt werden. Dieser Rad- und Fußweg führt zu Verbindungswegen nach Schiranna, einem Ortsteil von Varese. Des Weiteren führen Verbindungen zu den Nachbargemeinden von Varese. Radwanderer können diesen Weg zum Lago di Varese auch über den Bodenseeradweg erreichen.

Veranstaltungen Am Lago di Varese finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Sie dienen nicht allein dem Unterhaltungswert, sie erbringen auch Informationen über die Geschichte und Erhaltung wie auch über die Mystik des Sees. Auf den umliegenden Burgen werden Theaterstücke, darunter in modernen und alten Sprachen, aufgeführt. Die Theaterstücke in alten Sprachen sollen daran erinnern, dass der See den Völkern des Neolithikums heilig war und mit welcher Umsicht sie das Gewässer behandelten. Daneben klären sachliche Veranstaltungen darüber auf, wie die Gesunderhaltung des Sees in der Gegenwart vollzogen werden kann.

INFO | Nicht ganz ergiebig sind die Internetseiten der Gemeinde unter www.comune.varese.it und www.vareseturismo.it. Informazione ed Accoglienza Turistica ‚iat‘ Via Romagnosi 9, Ecke Piazza del Podestà. T +39 (0)332 281913. Öffnungszeiten: Mo 9.30 – 13, Di-Sa 9.30 – 13 und 14 – 17.30 Uhr. In der Vorsaison verkürzte Öffnungszeiten nur bis Mittag.